Die Praxis

Geschichte des «Tokterhuuses» an der Niederwilerstrasse 1, das nun wieder «Eines» ist

Das dreistöckige Haus an der Niederwilerstrasse 1 wurde 1838 von Peter Isler, Bierbrauer, erbaut; daneben stand eine Scheune (1840) und ein Holzhaus (1876). Im ersten Stock war eine Wirtschaft, durch einen gedeckten Gang mit dem Tanzsaal in der Scheune, verbunden, Richtung Anglikon ein Kegelbahnhäuschen. 1841 machte Peter Isler der 1827 gegründeten Standschützen-Gesellschaft das Angebot, bei seiner Scheune Platz für einen Schiessstand - der alte war vom Sturm zerstört worden - und auf seinem Grundstück am Wilerweg Platz für die Scheiben zur Verfügung zu stellen, wenn ihm die Schützenwirtschaft für zehn Jahre zugesagt werde. Man stimmte zu, und so wurde dann gegen Anglikon gefeuert auf 200 Schritt  Distanz, bis eine Kuh erschossen wurde. Der Schiessbetreib wurde eingestellt; aus dem Schützenhaus wurde ein Lagerhaus, und der Name Restaurant «Schützenhof» (Jurastrasse 15) erinnert noch an jene Zeiten.

 

Die Brauerei rentierte nicht und die Familie Isler musste verkaufen. Johann Peter Bruggisser, Jurist, Fabrikant und Nationalrat, erwarb Gebäude und Umschwung. Sein Sohn Eugen übernahm Wirtschaft und Brauerei, heiratete dann Elise Bruggisser (aus der Linie der «Pfaffen-Bruggisser» - auch er Nationalrat - alleiniger Bauherr und führte dort seine Praxis. Nach ihm nannte man die Liegenschaft "Tokterhuus". Nach seinem Tod 1905 folgte sein Sohn Alfred, der von 1923 bis 1935 die Schulpflege präsidierte. Der letzte Hausherr, Guido, Modeschöpfer, begeisterter Kavallerist und Hauptinitiant des Strohmuseums, dürfte vielen noch in bester Erinnerung sein.

 

Der Verkauf des dreistöckigen Hauses an der Niederwilerstrasse 1, in dem zuletzt vier Generationen Bruggisser wohnten, war deshalb von breiterem Interesse, weil die im Sommer 1993 verstorbene Annemary Bruggisser-Hofer, Gattin des 1990 verstorbenen Guido Bruggisser, neben weiteren Legaten den Erlös aus dem Verkauf ihres Hauses an der Niederwilerstrasse 1 zu je einem Drittel dem Altersheim Bifang, dem Pflegeheim Bifang und der Stiftung Strohmuseum vermachte.  Mit dem seit 1. Januar 1994 rechtskräftigen Verkauf an Urs Dubler, dem aktuellen Eigentümer der Liegenschaft, sind auch die grosszügigen Vergabungen in Kraft getreten.

 

Mit dem Aufbau einer Kinder- und Jugendpsychiatrischen Praxis im Erdgeschoss der altehrwürdigen Liegenschaftt an der Niederwilerstrasse 1 in Wohlen wurde nicht nur der dringenden Notwenidigkeit der kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung im Grossraum Freiamt nachgekommen, sondern auch das "Tokterhuus" wiederbelebt, was nicht nur im Sinne der freiämter Bevölkerung, sondern sicherlich auch im Sinne der Familie Bruggisser ist!

Was man einem Kind beibringt, kann es nicht mehr selber entdecken.

Aber nur das, was es selber entdeckt, verbessert seine Fähigkeit,

Probleme zu verstehen und zu lösen.

(Jean Piaget)